Warten auf Regen

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Die Regentonnen sind leer und nur der Bottich vorm Haus hat noch ein klein wenig Regenwasser. Der Boden ist staubtrocken und die Pflanzen lassen die Blätter hängen. Irgendwie schaue ich wie in einen Spiegel: auch für mich fühlt es sich staubtrocken an. Bei mir hängen nicht die Blätter – aber die Flügel. Die Bäche und Flüsse führen nur noch wenig Wasser – einzig die Badeseen in der Gegend bieten noch Erfrischung. Im Wald sieht es noch viel trauriger aus. Hier und da sind Waldbrände ausgebrochen, die kaum zu löschen sind. Das Feuer breitet sich auch unterm Erdboden fort. Ist es Unachsamkeit von Menschen oder einfach nur Naturgewalt, was die Feuer entstehen lässt?

Kürzlich sah ich eine Grafiksimulation zur Temperaturentwicklung von 1880 bis heute, 2022. Und die letzten 20 Jahre sind wirklich dramatisch.

In der Großen Danksagung, ein Geschenk der indigenen Völker an die Menschen, gibt es einen Abschnitt, der sinngemäß heißt: wir danken Mutter Erde, die uns trägt und erträgt, von der alles kommt und die so wunderbar ausbalanciert ist…Diese Balance ist gerade bedroht und wir Menschen tragen dazu einen erheblichen Teil bei, jeder von uns, mit jeder Entscheidung, die wir treffen.

Noch läuft Wasser aus dem Wasserhahn – dafür habe ich einen Vertrag – ich zahle und bekomme Wasser „geliefert“. Regen kann ich nicht kaufen. Vielleicht kann ich ihn herbeibeten, herbeisingen, herbeitrommeln. Er bleibt dennoch „unverdientes“ Geschenk. Das ich allerdings an meine Pflanzen weiterverschenke – in der Hoffnung, dass auch sie mir ein Geschenk machen: lecker Sauerkirschen, fruchtige Tomaten und einiges mehr.

Vor paar Jahren hatte ich mit meiner Enkeltochter ein „Regenfenster“ im Hof gebaut. Ganz einfache Geschichte: einen Ziegelstein aus dem Wegpflaster entfernen und den Raum mit Kieselsteinen ausfüllen, so dass der Regen statt in der Kanalisation in meinem Boden vor dem Haus landet, wo er dann vom Weinstock dankbar aufgesogen wird. Inzwischen gibt es mehrere dieser Regenfenster in meinem Hof, um den Regen hier bei mir zu halten. Wenn er denn kommt – heute, morgen oder übermorgen.